Feature: Webkurse mit Gundula Hickisch
(Unbeauftragte Werbung.)
Gundula Hickisch ist 36 Jahre alt und hat vor ein paar Jahren das Weben als große Leidenschaft für sich entdeckt. Im Interview erzählt sie, wie sie zu ihrem ersten Hochwebstuhl kam, was sie am Weben am meisten liebt und welches Webstück eine ganz besondere Bedeutung für sie hat. Am Sonntag, 4. Oktober 2020 hostet sie außerdem einen Ganztages-Kurs rund ums Thema Weben für Anfänger bei uns im we love handmade STUDIO und im Interview erzählt sie auch, was die TeilnehmerInnen dort so erwartet. Wir freuen uns auf jeden Fall schon darauf!
Woher kommt deine Leidenschaft für das Weben generell?
Meine Leidenschaft fürs Weben ist mit der Entdeckung des Handwerks entstanden und wächst seitdem immer mehr. Die Liebe zum Textil hatte ich zuvor mit Stricken, Nähen und anderen Tätigkeiten ausgelebt. Gefehlt hat mir dabei, etwas zu Erschaffen, das nicht unbedingt eine Funktion hat. Ich liebe es, dass die Bildgewebe für sich stehen und nicht als Gebrauchsgegenstand verwendet werden müssen. Ich webe auch mit einem Flachwebstuhl, mit dem ich gemusterte Stoffe herstellen kann – das ist ein völlig anderer Prozess, da passt es auch, wenn die Gewebe weiterverarbeitet werden.
Du hast 2015 wieder das Weben für dich entdeckt – wie kam es dazu?
Wir hatten gerade eine kleine Wohnung als Atelier zugemietet – das war die Gelegenheit, den Hochwebstuhl meiner Mama, der so lange bei meinen Großeltern untergebracht war, nach Wien zu holen. Ich hatte keine Ahnung, wie lange ich brauchen würde bis ich damit arbeiten konnte – auch nicht, dass das Weben so einen großen Stellenwert in meinem Leben haben würde. Die Wunschvorstellung war, mit einem Webstuhl zu leben und natürlich ihn zu verwenden, ich wusste nur nicht wieviel Zeit, zusätzliches Equipment und Erfahrung das beanspruchen würde.
Kannst du dich noch ein dein erstes Webstück erinnern?
Ich erinnere mich, dass ich als Kind auf einem Schulwebrahmen gewebt habe, ein kleine Sammlung verschiedener Techniken und Muster. Das erste Gewebe auf Hilde, dem Hochwebstuhl, war ein schmales simples Gewebe mit selbstgesponnener Wolle – unspektakulär, aber ein Riesenerfolg für mich, da ich endlich herausgefunden hatte, wie der Webstuhl einzurichten war. Das war die Grundlage für alle Gewebe, die in Folge darauf entstanden sind.
Was macht das Weben so besonders für dich?
Das Weben ist, wenn die Gewebeplanung und alle Vorentscheidungen schon abgeschlossen sind, eine äußerst meditative Tätigkeit. Ich kann völlig darin versinken. Das Weben verlangt eine Kombination aus wohlüberlegten und intuitiven Entscheidungen. Und es bietet eine große Auswahl an Möglichkeiten, was die Gestaltung angeht – die Materialien spielen dabei eine große Rolle. Der Webprozess ist ein langsamer Prozess. Die Gewebe wachsen und begleiten mich – sie tragen viel Zeit, viel von mir in sich. Der Gedanke gefällt mir.
Womit webst du am liebsten?
Womit ich am liebsten webe ist ganz verschieden. Manchmal webe ich am liebsten auf meinen selbstgebauten Rahmen, weil ich damit kleine Gewebe herstellen kann, die in wenigen Stunden oder Tagen fertig sind. An anderen Tagen setze ich mich zu meinem Flachwebstuhl David, um einfach in einen Rhythmus zu kommen. Am zufriedensten bin ich aber, wenn ich die Ruhe habe – und die brauche ich – um an meinem großen Gewebe am Hochwebstuhl weiterzuweben. Ich webe am liebsten mit Wolle und Seide, manchmal auch mit Papiergarnen.
Weben klingt im ersten Moment super kompliziert – was würdest du Web-AnfängerInnen
raten?
Einfach einmal ausprobieren. Ein Webstuhl ist natürlich ein sehr besonderes Objekt, aber so ein Gerät in einen Arbeitsmodus zu bringen benötigt viel Vorbereitungszeit und Erfahrung. Mit einem Webrahmen und passendem Material dazu kannst Du schon Vieles erreichen und herausfinden, ob Deine Geduld dafür ausreicht und es Dir Freude bereitet. Wichtig ist zum Beispiel, dass Garne in für Dich passenden Farben verfügbar sind.
Du gibst Webkurse in Wien und am Sonntag, 4. Oktober 2020 veranstaltest du auch
einen Ganztageskurs bei uns im we love handmade STUDIO. Wie kam es zu der
Entscheidung selbst Kurse anzubieten?
Schon bevor ich mit dem Weben begonnen habe, habe ich in einem Kreativatelier mit Kindern gearbeitet, hauptsächlich Mal- und Bastelkurse gegeben. In einer Werkstatt habe ich unendlich viel Geduld, ich liebe es, wenn alle beschäftigt sind und sich vertiefen. Als ich im Museum gearbeitet habe, war das mein Highlight, allerdings war das immer zeitlich sehr begrenzt. Nun beschäftige ich mich auf umfassende Weise mit dem Handwerk Weberei, habe Zeit zum Weben und freue mich sehr, Interessierten ein bisschen was davon weiter zu geben.
Was erwartet die Teilnehmer bei deinen Webkursen?
Die KursteilnehmerInnen erwartet bei meinen Kursen ein guter Einblick ins Thema Weberei allgemein, einige Stunden völliger Konzentration und ein eigenes Gewebe, das sie am Ende des Tages mit heim nehmen! :)
Woran arbeitest du gerade?
Ich arbeite an mehreren Geweben gleichzeitig, sodass ich je nach Tempo und Tagesverfassung entscheide woran ich mich als nächstes setze. Aktuell webe ich den Grundriss des Studio Lassie, wo ich vor dem Sommer eingemietet war. Gleichzeitig entsteht gerade ein kleines Sample mit geometrischen Formen für meine Kurse und das größte Projekt auf Hilde wartet nun schon seit einigen Monaten darauf, dass ich weiterwebe. Darauf freue ich mich jetzt im Herbst.
Gibt es ein Werkstück, auf das du besonders Stolz bist?
Das erste größere Gewebe, dass ich auf Hilde gewebt habe liegt mir besonders am Herzen. Es ist alles andere als perfekt, aber es ist das Ergebnis von monatelanger Vorbereitung. Da ich dabei alles zum ersten Mal machte, sind die Formen beim Webprozess sehr spontan und ungeplant entstanden. Das Gewebe hat mich über die Schwangerschaft zu unserem Sohn Serafin begleitet, vielleicht ist es auch deshalb so besonders für mich.
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Alle Fotos: (c) Gundula Hickisch